Pflege ist teuer – ambulant zu Hause, aber auch im Pflegeheim übernehmen die gesetzlichen Pflegekassen meist nur einen Teil der Kosten. Eine private Zusatzversicherung soll hier einspringen. Wer das überlegt, sollte aber genau darauf achten, worauf er sich langfristig einlässt.
Pflegerisiko und Kosten werden steigen
Eins ist gewiss: Zukünftig wird die Zahl der Pflegebedürftigen kontinuierlich ansteigen. Schon heute beziehen rund 5 Millionen Menschen in Deutschland Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung. Pflege trifft insbesondere die Ältesten. Frauen erhalten laut dem Bundesministerium für Gesundheit außerdem häufiger Leistungen, da sie eine höhere Lebenserwartung haben und im Alter häufiger alleinstehend sind.
84 Prozent der pflegebedürftigen Menschen wird zu Hause versorgt. Davon werden wiederum rund 60 Prozent in der Regel alleine durch ihre Angehörigen oder Laien gepflegt. Hierbei fallen laut der Zahlen des statistischen Bundesamtes dann keine Kosten für professionelle Pflege an.
Der gesetzliche Versicherungsschutz
Die gesetzliche Pflegeversicherung übernimmt einen Teil der Kosten, wenn ein Pflegefall eintritt. Entscheidend für die Einstufung in einen der Pflegegrade ist, wie stark Selbstständigkeit und Fähigkeiten eingeschränkt sind. Danach bestimmt sich, wie viel Unterstützung durch Pflege notwendig ist und wie viel die gesetzliche Pflegeversicherung bezahlt. Solche Pflegegrade gibt es in den Stufen eins bis fünf.
Abhängig von der Pflegesituation zahlen die Kassen festgelegte monatliche Summen:
Pflege durch Angehörige / Laien zu Hause | professionelle Pflege zu Hause | vollstationäre Pflege im Heim | |
---|---|---|---|
Pflegegrad 1* | 0 Euro | 0 Euro | 0 Euro |
Pflegegrad 2* | 332 Euro | 761 Euro | 770 Euro |
Pflegegrad 3* | 573 Euro | 1.432 Euro | 1.262 Euro |
Pflegegrad 4* | 765 Euro | 1.778 Euro | 1.775 Euro |
Pflegegrad 5* | 947 Euro | 2.200 Euro | 2.005 Euro |
*Für Angebote zur Unterstützung im Alltag steht Pflegebedürftigen in allen Pflegegraden ein einheitlicher Betrag in Höhe von maximal 125 Euro zur Verfügung (Entlastungsbetrag).
Das Problem: Diese Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung decken meist nur einen Teil der Kosten. Liegen die tatsächlichen Pflegekosten darüber, müssen Pflegebedürftige diese aus eigener Tasche zahlen. Das Sozialamt hilft erst, wenn die Rente dafür nicht ausreicht und ein eventuelles Vermögen aufgebraucht ist. Der Ehepartner und eventuell die Kinder müssen dann als Unterhaltspflichtige damit rechnen, dass das Sozialamt sich von ihnen wiederum Geld zurückholt – zumindest, wenn Sie ein entsprechend hohes Einkommen oder Vermögen haben.
Mit welchen Kosten muss ich rechnen?
Schätzungen zufolge liegt der Eigenanteil (die Versorgungslücke) je nach Pflegesituation in Deutschland durchschnittlich pro Monat bei:
professionelle Pflege zu Hause | vollstationäre Pflege im Heim | |
---|---|---|
Pflegegrad 1 | 150 Euro | 1.500 Euro |
Pflegegrad 2 | 600 Euro | 1.500 Euro |
Pflegegrad 3 | 1.300 Euro | 1.500 Euro |
Pflegegrad 4 | 2.600 Euro | 1.500 Euro |
Pflegegrad 5 | 2.600 Euro | 1.500 Euro |
Quelle: Finanztest 07/2023, S. 82, ohne Kosten für Wohnen und Verpflegung
Auf welche Summen sollten Sie also bei einer Pflegezusatzversicherung achten? Unterscheiden Sie, was Sie für stationäre Pflege und was Sie für ambulante Pflege zahlen müssten:
- In Pflegeheimen gibt es bei den Kosten keinen Unterschied mehr zwischen den Graden 2 bis 5. Die Heime berechnen einen einheitlichen Betrag für jeden Bewohner. Versicherungsprodukte sollten daher im stationären Bereich ab Pflegegrad 2 einen einheitlich hohen Betrag leisten. Der Eigenanteil wird vom Verband der Ersatzkassen (vdek) derzeit mit durchschnittlich 2.783 Euro ohne Zuschüsse nach Aufenthaltsdauer angegeben. In Pflegegrad 1 ist eine Heimunterbringung angesichts des relativ geringen Pflegebedarfs und des hohen Kostenanteils der Ausnahmefall.
Hilfreich kann es sein, bei in Frage kommenden Pflegeheimen anzufragen, wie hoch die Kosten dort derzeit ausfallen. Auf den Seiten www.pflege-navigator.de und www.pflegelotse.de können Sie Einrichtungen an Ihrem Wohnort suchen und die stationären Eigenanteile einsehen. Wichtig: Beachten Sie, dass diese Kosten in den kommenden Jahren steigen können! - Die Höhe der Kosten für die Pflege durch ambulante Pflegedienste fällt je nach Höhe des Pflegegrades unterschiedlich hoch aus. Auch regional bestehen Unterschiede.
Die wenigsten Pflegebedürftigen werden angesichts des hohen Pflegebedarfs in Pflegegrad 4 oder 5 ambulant versorgt werden. Achten Sie also in der ambulanten Betreuung darauf, dass die Versicherung insbesondere in den Pflegegraden 1 bis 3 jeweils ausreichende Summen deckt.
Wer sollte eine Pflegezusatzversicherung abschließen?
Wie hoch der finanzielle Bedarf für eine eventuelle Zusatzversicherung ist, hängt meist von mehreren Faktoren ab:
- Wie hoch fallen die Pflegekosten aus? Bedeutet: Welche Form der Betreuung (ambulant oder stationär) werden Sie bevorzugen, schauen Sie eher auf besonders teure Pflegeheime?
- Wie ist Ihre eigene finanzielle Situation im Alter? Welche Rente erwarten Sie, haben Sie Vermögen? Können und wollen Angehörige Sie finanziell unterstützen?
- Entscheidend kann aber auch sein, wie viel Unterstützung Sie von Angehörigen in der Pflege selbst bekommen würden. Übernehmen diese die Pflege beispielsweise ganz oder zumindest in Teilen, werden die Aufwände für ambulante Pflegedienste geringer.
Überlegen Sie, ob im Pflegefall auch andere Mittel zur Verfügung stehen. Eine Immobilie könnten Sie beispielsweise vermieten. Die zusätzlichen Einnahmen würden helfen, Kosten einer stationären Unterbringung zu decken. Vermögen können Sie in der Regel am Lebensende verbrauchen. (Andererseits: Viele möchten auch ihren Kindern etwas hinterlassen oder sichergehen, dass diese nicht für sie zahlen müssen.)
Die Einnahmen aus einer Zusatzversicherung können Sie verwenden für Kosten einer stationären Unterbringung oder eines ambulanten Pflegedienstes. Beachten Sie aber auch, dass Sie die Beiträge zu einer in der Regel lebenslangen Versicherung zahlen müssen. Und vergessen Sie nicht, dass die Beiträge für eine derartige Versicherung zukünftig steigen werden. Darüber beschweren sich Versicherungsnehmer häufig.
Quelle: Verbraucherzentrale
Du hast weitere Fragen zur Pflegeversicherung? Kein Problem, der Versicherungsfuchs hilft dir gerne.